Wir möchten euch heute ausführlicher über das Projekt IPAGs informieren und um eure Mithilfe bitten. Das Konzept wurde von der AG Partizipation entwickelt, in der wir trialogisch zusammenarbeiten, d.h. mit Vertretern der Angehörigen und Professionellen zusammen.
Nicht wenige von euch sind aktiv in der Selbsthilfe, vertreten die Psychiatrieerfahrenen in Gremien wie z.B. dem GPV (Gemeindepsychiatrischer Verbund), in den IBB-Stellen (Informations- Beratungs- und Beschwerdestellen) und/oder gehören einer unserer Selbsthilfegruppen an. Dafür bedanken wir uns bei euch.
Bei euren Aktivitäten für die Psychiatrieerfahrenen habt ihr die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht, positiv wie negativ. Das ist abhängig von den Begebenheiten vor Ort und der Situation in den Landkreisen.
Mit dem Projekt “Interessenvertretung der Psychiatrieerfahrenen und Angehörigen im GPV stärken”, kurz “IPAGS” genannt, möchten wir euch bei eurer Selbsthilfearbeit unterstützen. Die Konzeption des Projektes haben wir zu eurer Information angefügt. Es ist ein gemeinsames Projekt unseres Landesverbandes und des Landesverbandes der Angehörigen.
Was wollen wir mit diesem Projekt und wie kann es euch nutzen? Wir sprechen jetzt direkt euch als Psychiatrieerfahrene an, es betrifft aber in gleichem Maße die Angehörigen.
Stärkung und Unterstützung der Interessenvertretung
Wie in der angefügten Konzeption beschrieben, sollen die Selbsthilfevertreter bei ihrer Gremienarbeit unterstützt werden. Dazu sollen u.a. Schulungen / Fortbildungen durchgeführt werden, z.B. um sich Wissen über die Versorgung und die Struktur des Hilfesystems anzueignen. Dabei soll auf eure Erfahrungen in eurer Region zurückgegriffen werden. Ausführlichere Informationen dazu siehe angefügte Projektkonzeption.
Motivierung und Ermutigung der Psychiatrieerfahrenen, aktiv zu werden
Viele Psychiatrieerfahrene sind sehr gefordert mit ihrer persönlichen Situation und manchen fällt es nicht leicht ihren Alltag zu meistern. Die psychiatrischen Hilfen können nur in unserem Sinne verbessert und ausgebaut werden, wenn wir selbst aktiv dazu beitragen. Das heißt, wir müssen über unser eigenes Leid hinaus blicken und versuchen, in der Selbsthilfe Psychiatrieerfahrener aktiv zu werden. Unsere Aktivitäten können etwas bewirken, das haben wir seit vielen Jahren mit unserem Engagement bewiesen. Und das kommt uns allen und auch der eigenen Situation zugute. Dabei sind wir auf jeden Psychiatrieerfahrenen angewiesen.
In diesem Sinne möchten wir mit dem Projekt IPAGs zur Motivierung und Ermutigung aller Psychiatrieerfahrenen beitragen.
Laufzeit des Projektes / Modalitäten
Das Projekt soll über 3 Jahre laufen und im März 2021 beginnen. Es soll eine nach Tarif bezahlte Vollzeitkraft eingestellt werden, die das Projekt leitet und durchführt. Der Projektantrag wurde zwischenzeitlich zur Förderung bei der Aktion Mensch eingereicht. Um die erforderlichen 10 Prozent Eigenbeteiligung abzusichern, haben wir von der Stiftung Stütze und einigen Verbänden wie DGSP (Deutsche Gesellschaft für soziale Psychiatrie), dem Hilfsverein für seelische Gesundheit (beim Sozialministerium angesiedelt), dem Landesverband Gemeindepsychiatrie und anderen, Zuschüsse erhalten bzw. in Aussicht, so dass nur noch ein geringer Betrag von den Landesverbänden der Psychiatrieerfahrenen und Angehörigen geleistet werden muss.
Vorbereitung des Projektes / Bitte um Ihre Mithilfe
Da die Antragstellung bei Aktion Mensch und die Vorbereitung des Projektes sehr aufwendig ist und die Ressourcen unserer beider Landesverbände übersteigt, wurde Frau Oltmanns als Teilzeitkraft eingestellt, die diese Aufgaben übernommen hat. Die Finanzierung erfolgt durch Fördermittel.
Nun zum eigentlichen Anliegen dieser Mail:
Frau Oltmanns hat im angefügten Anschreiben an die Selbsthilfegruppen u.a. darum gebeten, dass ihr uns bitte mitteilt, wie wir euch in der Selbsthilfearbeit unterstützen können.
Um das Projekt IPAGs gut vorzubereiten, wäre es hilfreich, wenn ihr uns dabei behilflich wärt. Alle Rückmeldungen werden vertraulich behandelt, d.h. sie bleiben innerhalb der AG Partizipation und dem Vorstand des LVPEBW.
Ihr könntet zum Beispiel zu folgenden Fragen eure Erfahrungen mitteilen:
Arbeitet ihr oder ein Mitglied eurer Selbsthilfegruppe im GPV mit?
Wenn ja:
Wie sieht dies aus, welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Werdet ihr ernst genommen oder fühlt ihr euch in einer Art Alibifunktion?
Habt ihr euch schon einmal mit einem eigenen Beitrag / einer eigenen Meinung eingebracht? Wurde diese gehört und einbezogen?
Wenn ihr euch im GPV noch nicht zu Wort gemeldet habt, warum nicht? Weil ihr unsicher wart? Weil ihr meintet zu wenig Wissen zu haben? Weil euch der Mut gefehlt hat angesichts der Überzahl / Übermacht der vielen Hauptamtlichen / Klinikdirektoren / Amtsleiter usw.?
Was meint ihr könnte euch helfen? Welche Unterstützung würdet ihr euch wünschen?
Wenn ihr bisher, über die Selbsthilfegruppe hinaus, noch nicht weiter aktiv wart:
Wärt ihr bereit, mehr zu tun? Wenn nein, warum nicht? Ist Ihnen das bei eurer aktuellen Situation im Augenblick zu viel?
Und zuletzt noch 3 weitere wichtige Fragen: Wie sehen bei euch die GPV-Strukturen aus. Wo gibt es Probleme? Was könnte man verbessern?
Das sind viele Fragen, die euch als Anhaltspunkt dienen sollen. Natürlich müsst ihr nicht alle beantworten und ihr könnt auch von anderen Erfahrungen mit eurer Selbsthilfearbeit berichten. Gerne könnt ihr auch uns Fragen stellen!
Wir sind dankbar für jede Rückmeldung!
Wir sind darüber hinaus sehr daran interessiert, welche Wünsche ihr an unser Projekt IPAGs habt.
Das ist nun ein etwas längeres Mail geworden, aber es war uns wichtig, dass unsere Mitglieder gut informiert sind und wir möchten, dass das Projekt nicht “abgehoben” ist, sondern euch auch wirklich von Nutzen ist.
Deshalb unsere Bitte um Rückmeldungen (an Frau Oltmanns oder an uns), möglichst bis Ende September. Wir bitten die Gruppensprecher, diese Informationen und die Fragen in ihre Selbsthilfegruppen weiter zu geben, soweit das in Corona-Zeiten möglich ist.
Wir würden uns über Rückmeldungen sehr freuen, bedanken uns schon heute dafür und auch dafür, dass ihr diese Mail bis zum Ende durchgelesen habt.
Internetseite
Wir möchten Sie noch darauf hinweisen dass ihr Informationen zu dem Projekt und zum Thema Partizipation allgemein auf der Internetseite www.partizipation-bw.de einsehen könnt. Die Mailadresse von Frau Oltmanns lautet oltmanns@lvpebw.de.
Hier findet Ihr weitere Informationen zum Projekt:
Herzliche Grüße und bleibt gesund
Rainer Höflacher
1. Vorsitzender
Dieser Artikel entstand aus einer Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Angehörigen.