Dem Vorstand des LVPEBW fehlt der differenzierte Blick bei der Berichterstattung über Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Immer wieder gibt es mediale Berichterstattungen über Menschen mit psychischen Erkrankungen, die diese in einem verzerrt-negativen Bild darstellen. Reißerische Schlagzeilen reaktivieren regelmäßig die gedankliche Kopplung von seelischer Beeinträchtigung und Gewalttätigkeit. Und auch Beiträge mit Titeln wie: „Innenminister wollen sich mit Gewalt durch psychisch Erkrankte befassen“ (WELT) schüren ein Narrativ, welches der Landesverband Psychiatrie-Erfahrene Baden-Württemberg (LVPEBW e. V.) nicht einfach unkommentiert stehen lassen kann.
Dem Vorstand fehlt es hier an einem differenzierten Blick auf das Geschehen. Man müsse seines Erachtens unbedingt Unterscheidungen vornehmen: „Es braucht einerseits eine klare Abgrenzung zwischen Menschen, die Gewalttaten begehen und Menschen, die psychisch erkrankt sind. Andererseits aber auch zu Menschen, die eine Persönlichkeitsstruktur haben, die sie immer wieder zu kriminellen Handlungen verleitet“, erklären die Vertreter des Vereins.
„Da Menschen generell mehrere Eigenschaften haben, können Überschneidungen in Einzelfällen vorkommen, dürfen jedoch nicht zum Regelfall hochstilisiert werden. Dadurch werden Menschen stigmatisiert und diskriminiert“, sagt Carina Kebbel vom LVPEBW.
Eine große Anzahl von mentalen Krankheitsbildern sei eher durch Rückzugstendenzen, Unsicherheiten, Ängste, Antriebsminderung und reduzierte Belastbarkeit gekennzeichnet. Das dürfte vermutlich auch ein wichtiger Aspekt sein, warum Menschen mit psychischen Erkrankungen ein viel höheres Risiko hätten, Opfer einer Gewalttat, statt jemals zur Täterin oder zum Täter zu werden.
„Wir fordern die Presse und die Politik auf, nicht ständig dieser negative Stereotyp vom gewaltsamen Menschen mit psychischer Erkrankung zu bedienen. Wir akzeptieren es nicht, dass wir auf Grund unserer Krankheit diffamiert, stigmatisiert und mit Einzelpersonen, welche sich falsch verhalten, in einen Topf geworfen werden“, so der Vorstand abschließend.
So lautet die Pressemitteilung des LVPEBW, welche im Juni 2023 verteilt wurde.