Was zur Genesung beiträgt

Himmel mit Wolken in dem die Sonne durchleuchtet

Hier listet unsere Aktive Lara Jänsch auf, was zu ihrer Genesung aus ihrer Sicht beigetragen hat. Das ist zwar  keine Statistik und nicht wissenschaftlich messbar, sondern nur ihr eigenes Bauchgefühl, was sie denn gemacht hat, so dass es ihr heute besser geht. Aber dennoch ist es sehr aufschlussreich.

1) Arbeit, Freunde auch ohne psychische Erkrankung, Hobbies:

Es ist meiner Ansicht nach wichtig, den Fokus nicht so sehr auf die psychische Erkrankung zu legen. Sondern sich andere Themen im Leben zu suchen, die einem wichtig sind. Sonst nicht die Krankheit ein überbordend großen Raum ein im Leben. Wenn es einem durch Symptome schlecht geht und man deswegen Schwierigkeiten hat, den Fokus zu verlegen, ist das natürlich eine harte Aufgabe an der man arbeiten muss.

2) Offener Umgang:

Je mehr Leute man hat, mit denen man über die Erkrankung redet, desto eher kann man sie aufarbeiten. Wenn ich Freunde habe, die ein offenes Ohr dafür haben, wenn es mir schlecht geht und ich meine Sorgen teilen kann, geht es mir schon gleich besser. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Es ist ein unglaublich heilender Prozess über seine Krankheit zu reden. Die Offenlegung hilft auch mit der eigenen Scham bezüglich der Erkrankung einen Umgang zu finden. Fühlt in Euch hinein, wem ihr diese Erkrankung erzählen könnt. Wenn dieser positiv reagiert und Euch unterstützt, ist viel gewonnen.

3) Selbststigmatisierung & Scham:

Es ist auch der Prozess mit der eigenen Scham umzugehen. Der Scham über die eigene Erkrankung. Wenn ich mich schäme, dann werden auch andere eher negativ auf meine Offenlegung reagieren. Es gibt viele Gründe, stolz auf sich zu sein, trotz einer Erkrankung. Wenn ich stolz bin und diese offenlege, sind die Reaktionen aus dem Umfeld weitaus weniger stigmatisierend. Wir haben alle etwas durchgemacht. Und kämpfen für eine Genesung. Das ist ein schwieriger Kampf und wir können stolz auf uns sein für jeden Schritt, den wir gehen. Je mehr ich erkenne, dass ich auf meine Erfahrung mit dem Kampf gegen die psychische Erkrankung auch stolz sein kann und mich nicht schämen muss, desto mehr befinde ich mich im Prozess der Genesung.

4) Optimismus & Positivität:

Die Hoffnung darf nicht verschwinden, einmal vielleicht doch die Krankheit zu verlieren. Man sollte auch die klitzekleinen positiven Lernerfahrungen aus der Krankheit nicht übersehen. Wir lernen eine andere Sicht einzunehmen als der Rest der Welt. Für mich eine demütigere Sicht. Die Krankheit hat nicht nur Schreckliches. Ein positiver Umgang mit der Erkrankung mit ihren Lernerfahrungen hilft auf dem Weg zur Genesung. Eine positive Einstellung zum eigenen Leben trotz der Erkrankung. Ich kann nicht genesen, wenn ich im Sumpf der Unzufriedenheit und im Weltschmerz versinke.

5) Selbstliebe & Selbstwert:

Ich muss meinen eigenen Wert erkennen unabhängig davon, was die Gesellschaft sagt. Die Gesellschaft sagt: Menschen mit psychischer Erkrankung sind schwach, unnütz und sollten gemieden werden. Ich muss mich aus dieser Einstellung, die die Gesellschaft gegenüber mir hat herauskämpfen. Ich muss meinen eigenen Wert erkennen, den die Gesellschaft so nicht sieht bei psychischer Erkrankung. Der Gesellschaft muss ich einen Riegel vorlegen und sagen: Ich bin etwas Wert auch wenn Du es nicht so siehst. Wenn einer die Augen verdreht, wenn Du von Deiner psychischen Erkrankung redet, tut das schmerzlich weh. Aber es liegt nicht an Dir, sondern Dein Gegenüber ist einfach noch nicht reif. Erkenne das Du etwas wert bist, auch wenn es andere vielleicht nicht so sehen und die geringe Wertschätzung durch andere sich stark auf deinen Selbstwert ausgewirkt hat.

6) Aufarbeitung:

Aufarbeitung der eigenen Geschichte hilft meiner Ansicht nach auch. Erst einmal herauszufinden, warum ist man überhaupt erkrankt. Und viel über sich zu reflektieren und Dingen einen Namen zu geben.

Der Prozess:

Wenn ich diese Strategien anwende, werden meine Symptome bestimmt nicht von heute auf morgen besser. Sondern auf lange Sicht. Ich muss mich aus dem Loch aus fehlendem Selbstwert, Pessimismus, Scham und Verstecken der Krankheit langsam herauskämpfen.

Medikamente:

Man hofft so auf die Wirkung der Medikamente. Wenn die eine Wirkung haben, dann nur eine kleine. Sie unterstützen vielleicht ein wenig in der Akutphase. Aber die langen Phasen danach, da führen sie meist zu mehr Symptomen als weniger.

Abschließend wollte ich noch ermutigen. Kämpft! Ihr tut es schon. Ich habe höchsten Respekt vor jedem der eine psychische Erkrankung durchlitten hat. Und gebt auf keinen Fall auf! Gebt die Hoffnung nicht auf, dass es Euch eines Tages besser geht. Steht zu Eurer Erkrankung! Auch wenn andere meinen ihr wärt weniger Wert. Ich finde Euch stark!

Eure Lara