Die Arbeitsgruppe zum Thema „Nachbarn“ kam zu dem Ergebnis, dass man sich bei seinen Nachbarn als psychisch Erkrankte eher nur defensiv outen soll.
Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass Nachbarschaftsverhältnisse unterschiedlich ausgeprägt sein können. Im häufigsten Fall wird man einfach nur „nebeneinander her leben“ und bis auf eine Begegnung mit Gruß im Treppenhaus keinen besonderen Kontakt haben. Natürlich gibt es auch manchmal so etwas wie Nachbarschaftsfreundschaften.
In der Regel kriegen die Nachbarn schon etwas mit, dass dort ein „psychisch erkrankter Mensch“ wohnt – insbesondere wenn der Kranke berentet ist (d.h. tagsüber nicht das Haus verlässt) oder schon einmal der Notarzt vorfahren musste. Sie sprechen die Betroffenen jedoch in der Regel nicht darauf an – mit Sicherheit wird aber hintenherum getuschelt.
Es ist davon auszugehen, dass die Nachbarn „eher“ nichts über psychische Krankheiten wissen und was sie im Alltag für die Betroffenen bedeuten.
Der Psychisch Kranke sollte aber hier keine Aufklärungsarbeit übernehmen – denn diese Krankheiten zu erklären ist nicht einfach – und können eher zu Missverständnissen führen.
Ob man sich gegenüber seinen Nachbarn outen sollte, hängt auch davon ab, wie sehr er eine Nachbarschaftshilfe benötigt wird (kein anderes Netzwerk) und auch sehr stark von der eigentlichen Erkrankung ab: Depressionen sind in der Gesellschaft heutzutage eher akzeptiert („Ich bin auch manchmal traurig …“) als Psychosen.
Im Übrigen ist es auch bei körperlichen Krankheiten nicht üblich, sich in der Nachbarschaft zu outen. Kein Herzkranker erzählt es irgendwelchen Nachbarn gleich, dass er eine Herzkrankheit hat.
In der Arbeitsgruppe wurde festgestellt, das Betroffene nach Ihrer Krankheit, wenn sie ihr altes Wohnumfeld behalten können, plötzlich in der Wohnanlage die „Ärmsten“ sind, bzw. in eine viel schlechtere Umgebung ziehen müssen (bis hin zur Notunterkunft). Das führt dann dazu dass die Nachbarschaft nicht mehr so toll ist (Unsoziale, Alkoholiker). Von diesen werden die Psychisch Erkrankten dann erst recht stigmatisiert und als „Opfer“ angesehen – d.h.die Schwachen suchen sich einen noch Schwächeren.
In der Abschlussrunde kam noch ein interessanter Aspekt auf:
Viele Psychisch Erkrankte Menschen, werden in den nächsten Jahren Immobilien erben. Hier wäre es sinnvoll, sich über alternative Wohnmodelle Gedanken zu machen, wie eine „Psycho-WG“, d.h. mit Gleichgesinnten zusammenzuleben und sich so eine mitfühlende und helfende Nachbarschaft selbst zu schaffen